Eine der zwei historischen Straßen Kirchhellens ist der Alte Postweg.
Er soll eine vorgeschichtliche Fernhandelsstraße, eine Römerstraße, eine mittelalterliche Heer- und Handelsstraße sowie eine Poststraße gewesen sein. Doch bisher unterliegt lediglich die „Poststraße“ keinem Zweifel.
Kölner Sendboten, die den Lübecker Hansetag besuchten, haben bereits 1553 den Alten Postweg benutzt. In der Aufzählung der Orte ist Kirchhellen namentlich genannt.
1649 bereiste der Kardinal Fabio Chigi, der nachmalige Papst Alexander VII., mit der „Fahrenden Post“ auf seiner Fahrt von Münster nach Aachen den Alten Postweg. Er erlebte die böse Überraschung, dass die Zisterzienserinnen in Sterkrade ihm und seinem Gefolge für die Nacht keine Unterkunft gewährten. Dies spielte sich außerhalb Kirchhellens, wenn auch nahe der Grenze ab.
Der bremische Syndikus Dr. Wachmann erwähnt in seinem Reisebuch, dass er auf seiner Reise zum Pfalzgraf von Neuburg und zurück im Jahre 1665 Kirchhellen berührt habe.
1763 hat der Vestische Postmeister Rive „mit einigen blasenden Postillionen und einer Eskadron Dörstenschen Schützen“ den Fürstbischof Clemens August an der Station Blotekamp (Hof Blotenkamp/Wienert) auf seiner Fahrt nach Münster empfangen. Der gegenüber liegende alte Ziehbrunnen weist in der steinernen Einfassung die Jahreszahl 1723 auf.
Goethe passierte den Alten Postweg in der Postkutsche am 6. Dezember. Er hatte an der missglückten alliierten „Kampagne in Frankreich“ teilgenommen, hatte Friedrich Wilhelm Jacobi (Philosoph, 1743-1819) in
Düsseldorf besucht und war auf dem Wege nach Münster zur Fürstin von Gallitzin und ihrem Kreis. Der Alte Postweg ist ihm in unguter Erinnerung geblieben. Denn er schreibt: „Ich sollte (…) bei schrecklichem Weg und Wetter mich wieder in die wilde wüste Welt hinauswagen (…)“, und „ (…) denn auf der Fahrt von mancherlei Hindernissen aufgehalten, gelangte ich erst tief in der Nacht zur Stadt“ (Münster). Dort hat er die Nacht auf einem Stuhl zubringen müssen.
Haltestellen der Post befinden sich auf Kirchhellener Gebiet bei Hötten (damals Liesenklas) und bei Blotenkamp. Blotenkamp, so schreibt Karl Wessels in der Kirchhellener Volkszeitung vom 8.4.1927, soll Stallungen für 60 Pferde gehabt haben. Eine regelmäßige Personenpost wird auf dem Alten Postweg seit 1665 vermutet, die nach zeitweiliger Unterbrechung 1679 wieder eingerichtet wurde. 1853 hat man die alte Route, den Alten Postweg, verlassen und die Straße Dorsten-Bottrop, die heutige L 623, die durch das Dorf Kirchhellen führte, benutzt. Ausgebaut wurde die neue Poststraße allerdings erst 1846/47.
Textquelle: abgeändert nach Schriftenreihe Nr. 18 des Vereins für Orts- und Heimatkunde Kirchhellen