Hagelkreuz

Es ist das herausragendste der Denkmäler Kirchhellens durch Alter, Gestaltung und Lage.

Alter: 1668 ist es unter dem Eindruck eines verheerenden Hagelunwetters, das nicht nur Kirchhellen, sondern auch die Umgegend heimgesucht hat, durch die damaligen Besitzer des adeligen Gutes Brabeck, Johann Theodor von Brabeck und Adelheid Katharina Dobbe, errichtet worden.
Gestaltung: Es handelt sich um eine mächtige, auffallende Kreuzigungsgruppe. Das Kreuz selbst ist 5,20 m hoch und steht mit Maria und Johannes auf einem etwa einen Meter hohen Feldsteinsockel. Der künstlerische Wert wird nicht hoch eingeschätzt. In „Die Kunstdenkmäler des Landkreises Recklinghausen . . .“ von 1929 heißt es hierzu: „Der Korpus stammt aus neuerer Zeit. Die Seitenfiguren sind primitive Arbeiten aus dem 17. Jahrhundert.“
Lage: In unmittelbarer Nähe der Kreuzigungsgruppe befindet sich mit 75,4 m die höchste Erhebung Kirchhellens. Die baumbestandene Gruppe ist daher weithin sichtbar. Das Kreuz selbst befindet sich an der Straße „Am Hagelkreuz“ im Ortsteil Overhagen.

Eine Inschrift mit Namen und einer frommen Mahnung soll auf dem linken Arm des Querbalkens des alten Kreuzes eingeschlagen gewesen sein, sei jedoch infolge Verwitterung völlig verwischt gewesen. 1925 habe der damalige Besitzer von Haus Brabeck, Graf Wolff Metternich, das Kreuz aufarbeiten lassen. Die Inschrift wurde dann in eine Platte eingemeißelt, die unter den Füßen des Gekreuzigten ihren Platz fand. Sie lautet:

JOHANNES THEODORVS A BRABEK ET
ADELHEIT KATARINE DOBBE
POSVERVNT
GEDNEK AHN CHRISTI TOTT LEIDEN
VND STERBEN VND BITT VOR OBEN
BESCHRIEBENE VON BRABECK VND
DEREN ERBEN

Die durch ihre Größe hervorstechenden Buchstaben ergeben das Jahr der Errichtung D D D C L V V V I I I (1668). Nach der Errichtung setzte unter dem frischen Eindruck des Unglücks bald eine starke Verehrung ein. Auch ein Hagelfeiertag wurde angesetzt, und zwar der Montag nach dem Dreifaltigkeitssonntag. In feierlicher Prozession zog man singend und betend zum neuen Heiligtum in der offenen Flur. Doch nicht nur aus Kirchhellen, auch aus umliegenden Kirchspielen, so aus Gladbeck, Bottrop und Dorsten, wallfahrtete man an diesem Tag zum Hagelkreuz. Diese Sitte kam in Fortfall. Wann die letzte Hagelfeier stattfand, ist nicht überliefert und nicht aktenkundig. Weil auch die große Feldprozession sowie die Karfreitagsprozession das Hagelkreuz berührten, hat man wahrscheinlich die Hagelprozession im Laufe der Zeit fallen lassen. Auch eine Stiftung, die mit der Hagelfeier verbunden war, die Verabreichung von sogenannten Hagelbroten an den Pfarrer und den Küster zu Kirchhellen, wurde Anfang 1840 abgelöst. Nach der Stiftung hatten die Bauernschaften Kirchhellens abwechselnd dem Pfarrer fünf, dem Küster zehn Brote zu liefern. Diese Leistung wurde in eine Kornernte umgewandelt. Diesen alten Brauch nimmt eine hämische Leserzuschrift aus dem Jahre 1848 an das Wochenblatt in Recklinghausen auf’s Korn. Es heißt dort u.a.: „Doch, du guter Bauer, störe dich nicht daran und bringe den Armen, wie früher, lieber deine Hagelfeierbrote, während du es jetzt mit Geld abmachen musstest. “ – Demnach waren offenbar alle Pfarreingesessenen gehalten (verpflichtet?), zum Hagelfeiertag den Armen Brot zu spenden.
Außer der Inschriftentafel befand sich am Kreuz das Doppelwappen des Ehepaares Brabeck, nämlich die drei Wolfsangeln der Brabeck sowie das fünfspeichige Rad der Dobbe.
Die Sandsteinfiguren haben dem zerstörenden Einfluss der Zeit nicht standgehalten, weder der bereits erneuerte Korpus noch die Seitenfiguren. Diese sind heute nur noch Schemen ihrer selbst. Der alte (bereits einmal erneuerte) Korpus drohte abzustürzen. Daher wurde er abgenommen und 1971 durch einen Gekreuzigten in Polyester von Gottfried Kappen ersetzt.

Nach dem 2. Weltkrieg sind noch einige Male Karfreitagsprozessionen zum Hagelkreuz erfolgt. Später wurde das Hagelkreuz nur noch alle zwei Jahre von der großen Feldprozession besucht. Die Statuen und Inschriftentafeln sind aufgrund der Verwitterungsschäden ersetzt worden. Die Originale befinden sich in der St.-Johannes-Kirche Kirchhellen.

Textquelle: abgeändert nach Schriftenreihe Nr. 19 des Vereins für Orts- und Heimatkunde Kirchhellen