Das Kapellchen, für das als Baumeister Johann Conrad Schlaun verantwortlich zeichnete, ist, wie die Jahreszahl über dem Portal angibt, aus dem Jahre 1751. Es war Haus Beck zugehörig. In dem Band „Bau- und Kunstdenkmäler… des Landkreises Recklinghausen“ von Körner ist es wie folgt beschrieben:
„Der Putzbau mit Sandsteingliederungen hat einen quadratischen Grundriss, der im Lichten 2,65 groß ist. Die Ecken sind abgeschrägt und im Äußeren von Lisenen eingefasst. Der Eingang ist flachbogig geschlossen und führt im Bogenschluss das Wappen derer von Wenge und die Jahreszahl 1751. In einer Halbrundnische an der Rückseite befindet sich eine verstümmelte Steinfigur des heiligen Liborius. Der Innenraum der Kapelle ist mit einer Holzdecke versehen. An der dem Eingang gegenüberliegenden Wand ist ein Kruzifix aufgestellt, daneben rechts und links die Steinfiguren der Mutter Anna und der heiligen Walburgis, alles Arbeiten aus dem 18. Jahrhundert.“
Das Kapellchen hat einen Namen. Bis um 1950 hieß es allgemein „Heiligenhäus’chen“, plattdeutsch Hilligenhüsken. Wie in der obigen Baubeschreibung angegeben, barg eine früher vorhandene halbrunde Nische an der Südwand bis um 1930/35 die Statue des heiligen Liborius. Obwohl diese verstümmelte Statue nicht mehr vorhanden war, ersetzte der damalige Feldhausener Pastor Oomen die von ihm als zu allgemein angesehene Bezeichnung durch Liborikapelle. Von ihm hat der vorüberführende Nord-Süd-Weg den Namen Liboriweg erhalten. Die Kapelle hat nicht unerhebliche Kriegsschäden erlitten. Verschwunden ist die erwähnte reiche Ausstattung bis auf das Sandstein-Kruzifix. Dieses hatte nur geringe, durchaus reparable Schäden erlitten. Nach einer notdürftigen Unterbringung im Schloss Beck kam es in den Kirchenkeller, beim Einbau der Kirchenheizung ins Pfarrhaus. Den dortigen Platz im damaligen Stallgebäude musste es nach dem Ausbau zum Jugendheim aufgeben. Auf Veranlassung des Architekten wurde das Kreuz vergraben. Nach dem Verkauf von Haus Beck und seiner Ländereien kam die Kapelle in das Eigentum des Bauern Wilhelm Becker. Für die noch immer beschädigte Kapelle interessierten sich die „Schönstätter“, eine von dem Pater Kentenich ins Leben gerufene Bewegung zur besonderen Verehrung der Mutter Gottes. Sie übernahmen die Restaurierung der Kapelle und erhielten das Recht, eine Andachtsstätte zur Verehrung der Gottesmutter zu schaffen. Kapelle und Kapellenplatz befinden sich seither in einem tadellosen Zustand. Die Kapelle ist von einigen mächtigen Linden umrahmt. Eine sehr alte Hainbuche, die sich zur falschen Seite, zum Lippweg geneigt hatte, musste aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Es erscheint eigenartig, dass die Kapelle nicht nach dem vorbeiführenden Lippweg ausgerichtet ist, der Eingang weist vielmehr nach Norden. Ein früherer Weg, der vom Schloss kommend die große Flur diagonal in Richtung Lippweg durchschnitt, führte somit am Eingang vorbei.
Textquelle: abgeändert nach Schriftenreihe Nr. 19 des Vereins für Orts- und Heimatkunde Kirchhellen