In der Bottroper Volkszeitung erschienen im Jahr 1915 folgende Meldungen aus Kirchhellen:
Kirchhellen, 15. März. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden hier zwei Einbruchsdiebstähle verübt, und zwar verschwanden aus dem Stalle des Wirtes Jandewerth ein Schwein, aus dem Stalle des Wirtes Beckedahl zwei Schweine. Die Tiere wurden an Ort und Stelle abgeschlachtet. Von den Tätern fehlt jede Spur.
Kirchhellen, 17. April. Gestern Abend gegen 7 Uhr ist der Dampfmühlenbesitzer Heinrich Liesenklas einem Schlaganfalle erlegen. Wenige Stunden später wurden aus der Dampfmühle und dem Sägewerk sämtliche Treibriemen im Werte von etwa 1000 Mark gestohlen.
Kirchhellen, 29. April. Bei dem Rittergutsbesitzer Steinmann auf Haus Brabeck wurde in der Nacht vom 25. zum 26. ds. Mts. eingebrochen und ein Schwein im Gewicht von etwa 160 Pfund gestohlen. Das Tier wurde an Ort und Stelle abgeschlachtet. Die Diebe sind noch unbekannt.
Kirchhellen, 17. Mai. Ein Einbruchsdiebstahl ist heute Nacht bei der Witwe des Försters Töfflinger verübt worden. Ein fettes Schwein wurde an Ort und Stelle abgeschlachtet. Die Blutspuren reichten bis zur Chaussee Sterkrade-Dorsten.
Kirchhellen, 24. Mai. Den letzten Waldbränden in diesem Monat fielen insgesamt 1716 Morgen Waldbestand zum Opfer. Die Brände werden meist auf vorsätzliche Brandstiftung und Fahrlässigkeit zurückgeführt. Zur Ermittlung der Täter hat der Regierungspräsident in Düsseldorf eine Belohnung bis zu Tausend Mark ausgesetzt.
Kirchhellen, 31. Mai. Am Samstag Nachmittag kurz nach 4 Uhr entstand auf der Els ein Waldbrand, der infolge des starken Windes schnell großen Umfang annahm und sich über 500 Morgen Wald ausdehnte. Wahrscheinlich liegt Brandstiftung vor, denn das Feuer brach an drei Stellen zugleich aus. An der Stelle, wo es vor 14 Tagen den vereinigten Wehren nach angestrengter Tätigkeit gelang, einen Waldbrand zu löschen, ist jetzt der Brand entstanden. Es wäre wünschenswert, dass man die Brandstifter erwischen und ihnen ihr Handwerk gründlich austreiben würde.
Kirchhellen, 7. Juni. Der in den Diensten der Herzoglich-Arenberg´schen Verwaltung stehende Hegemeister Lackmann, der den ganzen Tag zum Waldschutz draußen verbracht hatte, um nach Möglichkeit Waldbrände zu verhindern, stieß bei einem Erkundungsgang aus Wilderer. Die Wilderer, die bereits einen Rehbock geschossen hatten, feuerten, sobald sie den Beamten gewahrten, auf denselben, aber die Schüsse verfehlten ihr Ziel. Der Hegemeister erwiderte das Feuer. Wegen der nahenden Dunkelheit konnten die Wilderer unerkannt entkommen.
Kirchhellen, 26. Juni. Billiges Fleisch verschafften sich lichtscheue Gestalten dadurch, dass sie bei dem Landwirt Peter ein Schwein stahlen und abschlachteten. Von den Dieben fehlt jede Spur.
Kirchhellen, 14. August. Bei einem Einbruchsdiebstahl fielen den Dieben eine goldene Damenuhr, Schmucksachen, Zigarren und Getränke im Wert von annähernd 100 M. sowie eine Geldbörse mit 10 Mark Inhalt in die Hände. Als Diebe kommen zwei Radfahrer in Frage, die ihre Räder am Tatorte zurückgelassen haben. In derselben Nacht wurden aus einem Obstgarten etwa 200 Pfund Äpfel gestohlen. Hier sind die Täter unbekannt.
Kirchhellen, 8. September. Als zu Anfang des Krieges der Sohn der Gutsbesitzerin Witwe Kinne in Feldhausen ins Feld rücken musste, war die Frau gezwungen, sich zur Bewirtschaftung ihres 300 Morgen großen Gutes eine Hilfskraft zu suchen, die sie im Wege des Zeitungsangebotes in der Person des Wirtschaftsgehilfen Andreas Bacherz fand. Nachdem der neue Verwalter eine Zeit lang seine Tätigkeit ausgeübt hatte, erhielt die Besitzerin von einem Knecht die Meldung, dass der Verwalter sie betrüge. Die Ermittlungen ergaben, dass Bacherz Kartoffeln und andere Feldfrüchte in großen Mengen verkaufte und den Erlös für sich verwendete. Er hatte sich gestern vor der Essener Strafkammer wegen Untreue zu verantworten. Die als Zeugin erschienene Gutsbesitzerin bezifferte den von dem Verwalter veruntreuten Betrag auf annähernd 1000 Mark. Das Gericht verurteilte den bislang noch unbestraften Angeklagten zu 2 Wochen Gefängnis.
Kirchhellen, 9. September. Am Dienstag, 7. September, wurde in Grafenwald in der Nähe der Wirtschaft Wachtmeister das zweijährige Kind der Eheleute Fichtner von einem Auto überfahren. Nach einer halben Stunde erlag das Kind seinen Verletzungen. Der Vater weilt zur Zeit im Felde.
Kirchhellen, 11. November. Am Dienstag gegen 7 Uhr ist der Berginvalide Ad. Weidenfelder aus Sterkrade, Kleekampstraße, von einem, dem Bäcker A. aus Bottrop gehörenden Brotwagen auf der Provinzialstraße in der Bauerschaft Hardinghausen überfahren worden. Der sofort hinzugezogene Arzt konnte nur noch den Tod des Verletzten feststellen. Die Leiche wurde in das hiesige Krankenhaus überführt. Wen die Schuld an dem Unfall trifft, ist noch nicht festgestellt worden.
Kirchhellen, 11. November. Gestern Vormittag sind von einem hiesigen Gendarmeriewachtmeister 4 belgische Arbeiter, die von ihrer Arbeitsstelle in Hamborn entwichen waren, festgenommen und dem zuständigen Wachtkommando überführt worden.
Kirchhellen, 14. November. Festgenommen wurde hier ein etwa 12 Jahre alter Junge, welcher sich seit einigen Tagen plan- und ziellos umhertrieb. Er gab an, Josef Kolinski zu heißen und in Dorsten zu wohnen. Wie sich später herausstellte, handelt es sich um den seit ca. 8 Wochen seinen Eltern entlaufenen, in Bottrop, Germaniastraße, wohnenden Josef S. Der jugendliche Durchbrenner wurde von seinem Stiefvater N. bei der Polizei abgeholt. Fürsorgeerziehung wäre wohl angebracht.
Kirchhellen, 14. November. Gestohlen wurde der Landwirtin Hemming in Hardinghausen aus einer unverschlossenen Kommode ein Geldbetrag von 60 Mark. Die angestellten Ermittlungen blieben bisher ohne Erfolg.
Kirchhellen, 5. Dezember. Ein dreister Diebstahl wurde beim Landwirt Baukhorn in Ekel ausgeführt. Während man damit beschäftigt war, die Teile eines 400 Pfund schweren geschlachteten Schweines ins Haus zu bringen, verschwand der beste Teil, nämlich der ganzen Rücken des Borstentieres, spurlos.