Der Teufel auf dem Frohnenhof

niedergeschrieben von Johannes Rottmann

Auf dem Frohnenhof spukte es. Unter der Kellertreppe hatte sich der Teufel in der Gestalt des Groten Jann eingenistet und trieb dort und von dort aus sein teuflisches Unwesen. Nicht nur, dass seine ständige Anwesenheit und sein diabolisches Treiben den Bewohnern des Hofes unerträglich wurden, auch die Nachbarschaft hatte von den Bosheiten des Groten Jann schon bald einiges am eigenen Leibe erfahren. Die Bevölkerung entsetzte sich und schrie nach einem Geistlichen, der den Teufel bannen sollte. So kam der Pastor von Kirchhellen, damit er den Teufel austreibe. Doch dieser wusste — es müsste kein Teufel sein — um eine winzige Verfehlung des Pastors. Dieser hatte nämlich im Kirchenbusch einen dicken Haselnussstecken abgeschnitten, ohne hierzu die Genehmigung vom Kirchenvorstand erhalten zu haben. Des Pastors Entgegnung, er habe auf dem Haselnuss-Stümpfen ein Zweipfennig-Stück als Bezahlung niedergelegt, erkannt der Teufel als lügnerische Schutzbehauptung, die die Position des Pastors noch mehr schwächte. Somit hatte der Pastor keine Macht über ihn. Den ihm liebgewordenen Platz auf dem Frohnenhof verließ der Teufel daher nicht. Der Pastor musste traurig unverrichteterdinge wieder ins Pfarrhaus zurückkehren.

Die Tücken des Teufes, sein zerstörerisches Tun wurden nach dem Misserfolg des Pastors noch ärger. Die Leute schrien noch lauter nach einer Erlösung vom Groten Jann. Daraufhin bestellte man einen Pater aus dem Franziskaner-Kloster in Dorsten. Dieser vermochte es, den Teufel so in die Enge zu treiben, dass er sich verpflichtete, vom Frohnenhof zu weichen und im Kirchenbusch sein Asyl zu nehmen. Eine Bedingung stellte er: Man müsse ihm gestatten, zum Frohnenhof zurückzukehren. Der Pater stimmte unter der Einschränkung zu, dass der Teufel sich dem Frohnenhof in jedem Jahr nur um einen Hahnenschritt nähern dürfe. Der Teufel stimmte schnell zu, hatte jedoch kaum bedacht, dass bis zum Erreichen seines alten, ihm liebgewordenen Quartiers einige hundert Jahre vergehen würden. Und der Pater hatte diese lange Zeitspanne wohl vorausgesehen. Wer weiß, meinte er, ob bis dahin nicht die Macht des Teufels gebrochen oder ihm ein anderer Platz als der Frohnenhof lieber geworden sei.

Die betroffenen Nachbarn schließen die Möglichkeit nicht aus, dass der Teufel auf seinem Rückweg zum Frohnenhof ihre Besitzungen berührt und — was Gott verhüten möge! — davon, wenn auch nur vorübergehend, Besitz ergreift. Noch um die Jahrhundertwende sagte einer, der sicherlich zu tief ins Glas geschaut hatte, zu seiner Nachbarin: “Zette, weße, de Grote Jann ess all be us an’n Gaen.” Und wie heißt es im Sprichwort: “Kinner un besoppene Löe sätt de Worheit.‘’

aus: Schriftenreihe Nr. 6 des Vereins für Orts- und Heimatkunde Kirchhellen