mitgeteilt von Strangemann
Zwischen Kirchhellen und Dorsten stand ein jetzt verschwundenes Dorf.1 Der Amtmann davon hatte einen treuen Knecht. Dieser Knecht diente dem Amtmann schon 10 Jahre. Er war sehr kräftig und hatte auch viel Mut. Der Amtmann trank gern Wein und hatte einen ganzen Keller voll davon. Das wussten die Dorfbewohner. Da verabredeten sich zwei junge Burschen, Willi und August, sich im Keller des Amtmanns einmal gütlich zu tun, wenn dieser früh morgens noch schlief. Sie drangen auch ein und tranken nach Herzenslust, bis einer unversehens eine Flasche fallen ließ. Der Amtmann hörte es und schickte seinen Knecht herunter. Er sollte aber eine Peitsche mitnehmen und die Einbrecher ordentlich verhauen., Der Knecht ging hinunter und sieht, wie die beiden gerade einen Stopfen aus dem Fass ziehen. Da will der Knecht den Wein noch schnell retten und steckt schnell seinen Finger in das Loch. Einer von den beiden hält ihm den Finger fest, dass er nicht wieder heraus kann, der andere entreißt dem braven Knecht die Peitsche und verprügelt ihn damit. Der Herr meint nun, sein Knecht wäre es, der da schlüge, und rief: “August, halt’s ihm feste drauf!” Da einer der Spitzbuben auch August hieß, so freuten die beiden sich dieser überflüssigen Ermunterung. Als der Herr aber merkte, dass sein Knecht verhauen wurde, tat er nichts anderes, als ihm zuzurufen: “Wehr dich, August!” Dann bekam er die Angst, sein Knecht, der im Stich Gelassene, möchte mit einem Knüppel heraufstürmen und sich an ihm selbst rächen und ihn totschlagen. Da sprach er in seiner Angst: „Wenn ich doch der Teufel wäre, der kann von einer Ecke in die andere springen, unsichtbar. So könnte der Knecht mich nicht finden.“ Da kommt auch schon der Knecht mit einem dicken Knüppel die Treppe herauf und will den Amtmann durchprügeln. Da ist der Amtmann plötzlich ein Teufel und verschwindet durch das geschlossene Fenster, ohne dass eine Scheibe entzweigeht. Seitdem läuft der Amtmann als Teufel in jener Gegend zwischen Kirchhellen und Dorsten herum.
aus: Vestische Heimat 1918, Heft 8
- Anmerkung: Dieses Dorf ist geschichtlich nicht nachweisbar. ↩︎