Der Ring der Johanna Christina von Knipping

von Johannes Rottmann

Die Witwe des frühverstorbenen Diedrich von Knipping auf Haus Hackfurt, Sibille von Westerholt, heiratete im Jahre 1625 den Statthalter Vincenz Rensing aus Dorsten. Das einzige Kind aus ihrer Ehe mit Diedrich von Knipping war die Erbtochter Johanna Christina. Sie heiratete im Jahre 1628 den Johann Dietrich vom benachbarten Hause Brabeck. Johanna Christina brachte eine stattliche Morgengabe mit in die Ehe. Hierauf bildete sich die stolze, selbstbewusste Frau einiges ein, zumal das Geschlecht der Brabecks verarmt war. Es hatte besonders während der Truchsessischen Wirren viel gelitten. 1583 war Brabeck gestürmt und sein Besitzer, Georg von Brabeck, gefangen genommen worden. Er musste sich mit einem hohen Lösegeld wieder freikaufen.

Im Bewusstsein ihres Reichtums warf Johanna Christina am Tage nach ihrer Hochzeit in Gegenwart ihres Mannes und zahlreicher Gäste einen wertvollen edelsteinbesetzten Ring in den Schlossteich und sprach hierbei selbstsicher: „So wahr wie dieser Ring nicht mehr zum Vorschein kommt, so wahr wird Brabeck nicht mehr verarmen!“

Im Mittelalter waren die Gewässer sehr fischreich, und Fische waren auf jedem Tisch eine gern gesehene Speise. So sorgten die Teiche des Hauses Brabeck dafür, dass in der Schlossküche nach Belieben der Herrschaft Fischgerichte zubereitet werden konnten.

Noch zu Lebzeiten der Johanna Christina wurde beim Zubereiten eines dicken, im Schlossteich gefangenen Karpfens überraschend der Ring gefunden, den Johanna Christina in ihrer Überheblichkeit — wie sie glaubte: für ewige Zeiten — in den Teich geworfen hatte und für immer verschwinden lassen wollte.

Johanna Christina erlebte es noch, dass mit ihrem verschwenderischen Enkel Johann Hermann von Brabeck das Vermögen des Geschlechts ruiniert wurde. 1703 übertrug daher die Abtei Werden als Eigentümer des Hauses Brabeck, dieses wegen Überschuldung des damaligen Inhabers, das Lehen an die Freifrau Anna Sibilla von Westerholt. Das Geschlecht von Brabeck hat sich von diesem finanziellen Tiefstand nie wieder erholt. So bewahrheitete sich auch hier das Sprichwort „Glück und Glas, wie leicht bricht das.“

aus: Schriftenreihe Nr. 6 des Vereins für Orts- und Heimatkunde Kirchhellen